Sie zählt zu den reflektorischen Massagetechniken. Die Bezeichnung Bindegewebsmassage kann als nicht sehr treffend bezeichnet werden, weil die Massage nicht die Behandlung des Bindegewebes in den Vordergrund stellt, sondern die Diagnostik und Behandlung funktionell gestörter Organsysteme.

Die Geschichte

Die Gründerin und Erfinderin der BGM ist Elisabeth Dicke (1885-1952), eine Physiotherapeutin. Ausgangspunkt ihrer Arbeit war ihr eigenes Schicksal. Sie war 1929 wegen fortschreitender Durchblutungsstörungen im rechten Bein über Monate bettlägerig und die Ärzte sprachen schon von einer Amputation. Heftige Rücken-, Kreuz-, und Hüftschmerzen quälten sie noch zusätzlich und sie versuchte, sich selbst an diesen Stellen Erleichterung zu verschaffen. Mit den Fingerkuppen strich sie über die Haut, was lokal ein starkes Schneidegefühl auslöste und im erkrankten Bein ein Kribbeln und Stechen erzeugte, das mit einem Gefühl von Wärmewellen abwechselte. Nach mehreren Wochen bildeten sich dank der Massage nicht nur die Krankheitserscheinungen vollständig zurück, sondern auch die in dieser Zeit aufgetretenen funktionellen Organstörungen. Etwa acht Monate nach dem Beginn der Selbstbehandlung konnte Frau Dicke ihren Beruf wieder ausüben.

1938 trafen sich Frau Dicke und Frau H. Teirich-Laube, die unabhängig von Frau Dicke an derselben Idee gearbeitet hatte. Es folgte eine vierjährige intensive Zusammenarbeit der beiden Frauen an der Weiterentwicklung der Massagetechnik. Die Früchte ihrer Arbeit erschienen 1942 in dem Buch "Massage reflektorischer Zonen im Bindegewebe bei rheumatischen und inneren Erkrankungen".

Arbeitsvorgang

Die Therapie beginnt mit einer Befunderhebung. Einem Gespräch folgen ein Sichtbefund und ein Tastbefund.

Der Sichtbefund ist durch den viszerocutanen Reflexbogen (lat. viszera = Eingeweide und lat. cutis = Haut) zu erstellen. Es zeichnen sich auf der Haut Veränderungen in Form von Quellungen oder Einziehungen ab. Jedes Organ hat seine genau projizierte Zone auf der Hautdecke des Rückens (Headsche Zonen), die auf das erkrankte Organ hinweist. Der Tastbefund lässt uns eine erkrankte Zone auf Grund der Hautbeschaffenheit und Verschiebbarkeit der Hautfalte erkennen.

Für jedes Krankheitsbild gibt es ein Programm, das in bestimmter Reihenfolge über den cutiviszeralen Reflexbogen ausgeführt wird. Die Reize, die der Behandelte als ein "scharfes Schneidegefühl" spürt, werden vom Therapeuten mit den Fingerkuppen auf der Haut im subkutanen (subcutis = Unterhaut) Bindegewebe erzeugt. Über einen individuell angepassten Therapieablauf , die Therapiedauer und Intensität der Therapie entscheiden folgende Faktoren:
  • der momentane Zustand der Patientin/des Patienten,
  • die Hautbeschaffenheit,
  • die Fortschritte in der Therapie.

Indikationen

Es wird im Segment des unterversorgten Organs gearbeitet und dort, wo eine Durchblutungsförderung erwünscht ist.
  • Arterielle Verschlusskrankheit,
  • Arteriosklerose, außer es betrifft das Herz,
  • chronische Organprobleme und Krankheitsbilder,
  • wenn der Therapeut harmonisierend auf das vegetative Nervensystem oder die Organe einwirken möchte,
  • hormonelle Störungen wie Wechselbeschwerden oder Zyklusstörungen,
  • Gelenksprobleme mit Durchblutungsstörungen,
  • schlaffe Lähmungen,
  • Allergien können abgeschwächt werden.